In Wirklichkeit ist uns spätestens in den letzten Monaten in vielen Bereichen klar geworden, dass wir neue Lösungswege brauchen und mit mutigen Schritten Neuland betreten müssen – gemeinsam mit unseren Kunden und Interessengruppen! Team-Meetings oder Workshops unaufgeregt online abzuhalten ist mittlerweile „State of the art“ geworden – COVID-19 zeigt uns nun aber auch, dass sich diese Praxis auch erfolgreich auf Bereiche ausweiten lässt, die bislang nicht so gut vorstellbar waren.

Rahmenbedingungen erhöhen Innovationsdruck
Man kann über die aktuellen Herausforderungen unterschiedliche Erfahrungen und Meinungen haben. Ich möchte das Glas heute halb voll betrachten und eine sehr positive Erfahrung zum Thema „neue Dienstleistungsformate“ am Beispiel des „Online-Assessments“ mit Ihnen teilen.

Bewährter Inhalt in neuer Verpackung – Das Remote-Assessment nach EFQM
Seit fast 25 Jahren führen wir im Rahmen unserer Beratertätigkeit auch Assessments nach dem EFQM-Excellence-Modell durch. Dazu gestalten die Kunden ein dokumentiertes Selbstbild nach den EFQM-Kriterien, das in weiterer Folge in einem Vor-Ort-Assessment vertieft und reflektiert wird. Ergebnis daraus sind erkannte Stärken und Verbesserungspotenziale sowie ein erreichtes Punkteniveau, sprich der Grad an Unternehmensqualität.

Nach der Erstellung eines ersten Selbstbildes entscheiden sich viele Unternehmen zu einer Selbstbewertung die sie beratungsseitig unterstützen lassen, bevor sie sich einer externen Bewertung (z.B. im Rahmen des Staatspreisverfahrens) unterziehen. Zugrunde liegt hier oft der Wunsch die Kenntnisse noch intern zu vertiefen bevor man den Schritt nach „draußen“ wagt.

Aus gegebenem Anlass – unsere Online-Assessment Erfahrungen
In Zeiten von Corona fällt in vielen Kontexten die Möglichkeit der physischen Begegnung weg und verschiebt sich damit auf die virtuelle Ebene. Dies hat auch der diesjährige Staatspreisbewerb gezeigt – bei dem einige Bereiche der externen Assessments erfolgreich in virtuellen Sessions durchgeführt wurden und erstmals ein Assessment gänzlich remote abgehalten wurde. (Hier geht’s zu den aktuellen Preisträgern Staatspreis Unternehmensqualität 2020)

Als FACT Consulting haben wir auch vor Covid-19 bereits Organisationen beim Assessment ihrer internationalen Standorte virtuell begleitet. Welche Schritte haben sich in der Praxis also bewährt, um trotz Distanz erfolgreiche Assessments zu ermöglichen?
Hier unser „Best of“:

Ohne Vorbereitung geht nichts
Jedes Online-Meeting, wie auch Assessment will vorbereitet sein. Die Klärung der Ziele, des Vorgehens, der Werkzeuge und der Didaktik (sprich wie soll welcher Fortschritt bzw. welche Erkenntnis geschafft werden) ist Pflicht.

  • Was sich speziell bei Unternehmen/Standorten mit geringer interner Assessment-Erfahrung hilfreich gezeigt hat war die Übermittlung von Unterlagen vorab. Wenn die individuelle Vorbereitungszeit für ein Online-Assessment für die Teilnehmenden 20 Minuten nicht überschreitet, sind sie dabei – langatmiger Content wird hingegen nicht angenommen.
  • Nach Möglichkeit sollten die ausgesendeten Inhalte im Online-Meeting aufgegriffen und vertieft werden.

Die Dauer macht die Musik
Weniger ist dabei oft mehr. Ein virtuelles Assessment wird in aller Regel kürzer sein (müssen) als eines mit persönlicher Anwesenheit. Bedingt für das Assessment eine entsprechende Reduktion der Inhalte oder die Aufteilung auf mehrere Termine.

  • Wir haben gute Erfahrungen mit zwei 4-Stunden-Online-Meetings (inklusive Pausenzeiten) gemacht, um die Bewertung eines Standortes vorzunehmen. Zwischen den Terminen sollten zumindest 2 Tage liegen, um mit etwas Abstand und neuer Energie an die Sache heranzugehen.

Die Technik zieht den letzten Nerv
Man kann natürlich an vielen Dingen elegant scheitern – im Online-Assessment bietet dazu die Technik ein Eldorado an Möglichkeiten. Wenn also in einem Remote-Assessment mit einem chinesischen Standort die Sprachverbindung laufend abreißt („Could you repeat that again, please?“) liegen sehr bald die Nerven blank.

  • Sprich die Technik muss funktionieren, sonst ist die Energie draußen und der Arbeitsprozess wird unendlich mühsam. Die Software sowie die Verbindung vorab mit einer passenden Anzahl an „Dummy-Usern“, zur passenden Tageszeit (denn um 9h MEZ gehen alle Online…) zu testen ist hier auf alle Fälle ratsam.

Moderation ist das A und O
Ergänzend zu den inhaltlichen Themen haben Assessor*innen zusätzlich folgende wichtigen Aufgaben als Moderierende zu erfüllen:

  • Alle am Online-Meeting teilnehmenden Personen sollen aktiv eingebunden werden. Bei den virtuellen Assessments bedeutet das, in jeder Arbeitseinheit (max. 1,5 Stunden) jeden Teilnehmenden idealerweise zumindest 2 Mal aktiv zu erleben.
  • Regelmäßige Fragen helfen hier zu aktivieren und sorgen zusätzlich für Aufmerksamkeit – man weiß nämlich nie wer als Nächster drankommt! Zudem beugt interessiertes Nachfragen oberflächlichen oder kurzen Antworten vor. Diese Lästigkeit macht den Unterschied und sichert ein gemeinsames Assessment-Ergebnis.

In diesem Sinne, möge uns die Krise noch öfter zum Lernen auffordern – und wenn Sie Interesse an einer begleiteten Selbstbilderstellung oder Selbst-Bewertung haben, die Möglichkeit für Lernen und Entwicklung bieten, dann freuen wir uns über Ihre unverbindliche Anfrage. Direkt oder Online.

Mit schönen Grüßen
Johann Sauermann

 

Link: https://www.staatspreis.com