EFQM-Modell: Den richtigen (Entwicklungs-)Pfad finden
In meiner Rolle als EFQM-Experte (European Foundation for Quality Management) bearbeite ich in unterschiedlichen Kontexten Fragestellungen zur Weiterentwicklung von Management-Systemen. Der Trend geht schon viele Jahre in Richtung integrierter Managementsysteme, die neben Qualität auch Nachhaltigkeit, (Arbeits-)Sicherheit und IT-Security abdecken. Die zugrunde liegenden ISO-Standards folgen praktisch alle dem Annex SL (Leitfaden für die Entwicklung und Überarbeitung von ISO-Standards) und dieser baut wiederum klassisch auf Demings Plan-Do-Check-Act (PDCA-Zyklus) auf.
Das EFQM-Modell betont zusätzlich die Notwendigkeit alle Interessengruppen – und nicht nur die Kund*innen – ausgewogen zu betrachten. Diese Berücksichtigung bezieht neben dem ökonomischen Erfolg auch das Wahrnehmen einer angemessenen gesellschaftlichen Verantwortung ein.
Wer wendet das EFQM-Modell praktisch an?
Wer die Gewinner des Staatspreises Unternehmensqualität betrachtet, erkennt die unterschiedlichen Branchen, in denen der Excellence-Ansatz erfolgreich umgesetzt wird. Neben vielen produzierenden Unternehmen wenden auch Dienstleistungsorganisationen den Excellence-Ansatz gerne an. So haben sich beispielsweise Organisationen aus dem Bereich Arbeitsverwaltung europaweit zum PES Network (European Public Employment Services) zusammengeschlossen, einem Netzwerk, das über Benchlearning die Weiterentwicklung der Mitglieder fördert. Dabei zeigen sich folgende Erfahrungen aus der Anwendung verschiedener Qualitätsmodelle:
- Das Feedback wichtiger Interessengruppen (u.a. Kund*innen, Mitarbeitende, Behörden, Gesellschaft) hilft die Zufriedenheit über zielgerichtete Maßnahmen zu verbessern
- Die Betrachtung der eigenen Organisation im Ecosystem zeigt die relevanten Einflüsse des Kontextes (Outside-In) und regt zu Beiträgen für das Umfeld (Inside-Out) an. (z.B. für die Gesellschaft oder auch die Supply-Chain)
- Das EFQM-Modell überprüft die Durchgängigkeit zwischen der Ausrichtung, Umsetzung und den erreichten Ergebnissen – damit wird der strategische Regelkreis geschlossen
- Die Anwendung des grundsätzlich gleichen Modells fördert die Vergleichbarkeit und ermöglicht das Lernen voneinander. Basis dafür ist auch der einheitliche Sprachgebrauch (z.B. abgestimmte Begriffsdefinitionen) und das gemeinsame Grundverständnis
- Der Excellence-Ansatz ermöglicht eine Betrachtung fast aller Facetten der Organisation und lässt Stärken und Potenziale erkennen. Er dient als anregender Leitfaden zur Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen
- Die Frage des Ressourceneinsatzes für die Durchführung einer Selbstbewertung nach dem EFQM -Modell ist zu berücksichtigen Ein entsprechendes (Stunden-)Budget ist ebenso erforderlich wie die Unterstützung durch das Top-Managements, um die nachhaltige Umsetzung der Excellence-Ansätze in der Organisation sicherzustellen. Hier zählt das lebendige Vorbild
Unterstützung bei der Auswahl des für Sie passenden Modells
Bei der Entwicklung der Unternehmensqualität Ihrer Organisation sind unterschiedliche Fragestellungen zu berücksichtigen. Ihre Haltung bzw. Kommunikationskultur sollte offen sein und ein gewisses Maß an Reflexionsfähigkeit umfassen – dann können Stärken und Lernfelder angesprochen werden. Wählen Sie ein Modell, das zu Ihrem Wissen, Reifegrad, Ausrichtung, Kultur und Branche der Organisation passt:
- Neueinsteiger können mit einer Selbstbewertung beginnen, wobei einfache Reifegradmodelle leichter anwendbar sind. Geübte bevorzugen eine externe EFQM-Bewertung einschließlich Feedback von externen Assessor*innen oder Expert*innen
- Starter können vereinfachte Modell verwenden (z.B. Organisationen der öffentlichen Verwaltung verwenden gerne CAF Common Assessment Framework – weil die Anforderungen, was Exzellenz oder Reife bedeutet, klar beschrieben und für den Sektor „übersetzt“ sind). Expert*innen verwenden „offenere“ Modelle wie EFQM, um den Blick zu weiten und individuelle Interpretationen der Anforderungen zu finden oder mehr Raum für eigene Lösungen zu geben
- Neueinsteiger können sich anfangs auf die Bedürfnisse der Kunden konzentrieren (z. B. mit ISO 9001), Experten versuchen die Erwartungen aller wichtigen Interessengruppen zu erfüllen (z. B. ISO 9004 oder EFQM)
- Novizen können auch ein Assessment durchführen, ohne ein Selbstbild zu machen: Lernen findet dann während des Site-Visits und auf Basis des Feedback-Berichts statt. Experten beschreiben ihre Organisation und stellen das Dokument den Assessoren vor dem Site-Visit zur Verfügung. Das Lernen beginnt bereits bei der Erstellung dieses Selbstbildes, unterschiedliche Sichtweisen werden zusammengeführt, Lücken in Bezug auf die Kriterien oder deren Umsetzung werden sofort sichtbar
Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten und Varianten. Lassen Sie sich von uns beraten und gemeinsam den passenden Weg finden. Denn der Weg in Richtung einer hohen Unternehmensqualität bringt Erfolge und sichert eine exzellente und nachhaltige Zukunft!
Mit exzellenten Grüßen
Johann Sauermann
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